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Nachhaltigkeit beim Lebensmitteleinkauf in Deutschland

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In den letzten Jahren hat das Thema Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung gewonnen - auch beim Lebensmitteleinkauf in Deutschland. Immer mehr Verbraucher:innen legen Wert darauf, dass ihre Lebensmittel nicht nur gut schmecken und gesund sind, sondern auch unter Berücksichtigung von ökologischen, sozialen und ethischen Aspekten produziert sowie gehandelt werden. Laut einer Studie von der Beratungsgesellschaft PwC aus dem Jahr 2022 achten bereits sechs von zehn Verbraucher:innen beim Einkaufen auf Kriterien der Nachhaltigkeit. Doch warum ist Nachhaltigkeit beim Lebensmitteleinkauf so wichtig und welche Faktoren spielen dabei eine Rolle? In diesem Blog-Beitrag wollen wir genauer auf diese Fragen eingehen und beleuchten, wie Nachhaltigkeit im Lebensmitteleinkauf in Deutschland umgesetzt werden kann.

Ist das Preis-Leistungs-Verhältnis entscheidend?

Zunächst einmal ist zu berücksichtigen, dass es in Deutschland immer noch einige Menschen gibt, die ihr Einkaufsverhalten nicht hinterfragen und sich nicht um Nachhaltigkeit bemühen. Diese Menschen kaufen vor allem billige und bequeme Lebensmittel, ohne auf Herkunft, Qualität oder Umweltauswirkungen zu achten.

Allerdings gibt es auch immer mehr Deutsche, die sich bewusst für nachhaltige Lebensmittel entscheiden. Diese Menschen bevorzugen regionale und saisonale Lebensmittel und setzen auf Bio-Produkte. Sie sind bereit, mehr Geld für qualitativ hochwertige und nachhaltige Lebensmittel auszugeben und meiden bewusst Lebensmittel, die auf Umweltverschmutzung oder Ausbeutung von Tieren oder Arbeiter:innen basieren. Dies zeigt auch eine Studie der Universität Hohenheim aus dem Jahr 2020, in der 52% der befragten Konsumenten angaben, dass sie bereit sind, mehr für nachhaltige Lebensmittel auszugeben. Allerdings müssen diese Produkte auch eine hohe Qualität aufweisen, also das Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen.

Woher kommt das Bewusstsein für Nachhaltigkeit?

Die Bedeutung von Nachhaltigkeit beim Lebensmitteleinkauf ist eng mit den globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts verknüpft. Der Klimawandel, der Verlust der biologischen Vielfalt, die Umweltverschmutzung und soziale Ungerechtigkeiten sind nur einige der drängenden Probleme, die unsere Welt heute und in Zukunft betreffen. Insbesondere die intensive Landwirtschaft und die Lebensmittelproduktion tragen erheblich zu diesen Problemen bei. Monokulturen, der Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln, der hohe Wasser- und Energieverbrauch sowie lange Transportwege belasten die Umwelt und gefährden die Ressourcen, die für die Produktion von Lebensmitteln benötigt werden. Darüber hinaus sind Arbeitsbedingungen und Entlohnung in der Landwirtschaft oft prekär, und es gibt immer wieder Berichte über Menschenrechtsverletzungen und Ausbeutung in der Lebensmittelproduktion.

Laut einer Studie aus Dezember 2022 achten 81 % der Deutschen beim Kauf von Nahrungsmitteln zumindest auf eines der drei ESG-Kriterien, also Umwelt, Soziales oder eine gute Unternehmensführung. Die wachsende Bedeutung von Nachhaltigkeit zeigt auch die Verschiebungen hin zum Kauf von nachhaltigen Produkten. Bei Lebensmitteln ist der Trend zu nachhaltigen Produkten am deutlichsten: 45 % der Befragten geben an, dass sie innerhalb der vergangenen zwei Jahre bewusst auf nachhaltigere Produkte umgeschwenkt sind. Den Wechsel (zurück) auf weniger nachhaltige Produkte räumen dagegen nur 17 % ein, von denen jede:r Dritte fehlende finanzielle Mittel als Grund angibt.

Bei einem möglichen Wechsel zu nachhaltigeren Produkten würde für knapp die Hälfte der Befragten eine bessere Verfügbarkeit im stationären Handel helfen. Auch eine Studie des Bundesministeriums für Landwirtschaft und Ernährung aus dem Jahr 2021 unterstützt diesen Aspekt, so gaben 41% der Konsument:innen an, dass sie Schwierigkeiten haben, nachhaltige Lebensmittel in ihrer Nähe zu finden. Hier besteht ein klares Defizit, das es zu überwinden gilt. Dabei kann die Verknüpfung zwischen lokalen Produzent:innen und Abnehmer:innen wie beispielsweise Supermärkten helfen. Die B2B Loql App stärkt das Netzwerk zwischen beiden Gruppen.

Um die Nachhaltigkeit beim Einkauf von Lebensmitteln zu fördern, müssen sowohl die Anbieter:innen als auch die Konsument:innen ihre Verantwortung wahrnehmen. Die Anbieter:innen müssen sicherstellen, dass nachhaltige Lebensmittel leicht zugänglich und zu einem angemessenen Preis erhältlich sind. Die Konsument:innen hingegen sollten sich bewusst für nachhaltige Lebensmittel entscheiden und dadurch einen Beitrag zur Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft leisten.

Viele Menschen wollen bewusster einkaufen und ihren ökologischen und sozialen Fußabdruck reduzieren. Laut einer Studie der Beratungsorganisation EY von 2022 achten bereits 60 % der Verbraucher:innen beim Einkaufen auf Kriterien der Nachhaltigkeit, und diese Zahl ist in den letzten Jahren stetig gestiegen. Doch was verstehen Verbraucher:innen eigentlich unter Nachhaltigkeit beim Lebensmitteleinkauf und welche Faktoren sind ihnen dabei wichtig?

Welche Nachhaltigkeitskriterien sind beim Lebensmitteleinkauf wichtig?

Nachhaltigkeit beim Lebensmitteleinkauf umfasst verschiedene Aspekte, die in der Entscheidung für bestimmte Produkte oder Marken eine Rolle spielen können. Im Folgenden werden einige der wichtigsten Nachhaltigkeitskriterien genauer betrachtet:

  1. Viele Verbraucher:innen achten darauf, dass ihre Lebensmittel unter Berücksichtigung von ökologischen Gesichtspunkten produziert werden. Dazu gehört zum Beispiel der Verzicht auf Pestizide und Gentechnik, der Schutz von Böden und Gewässern, der Erhalt von Artenvielfalt sowie der Einsatz von umweltfreundlichen Anbaumethoden wie biologischer Landbau oder Permakultur. Auch der reduzierte Einsatz von Verpackungen sowie die Förderung von Recycling und Upcycling können ökologische Kriterien beim Lebensmitteleinkauf beeinflussen.
  2. Neben ökologischen Aspekten spielt auch die soziale Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle beim Lebensmitteleinkauf. Viele Verbraucher:innen achten darauf, dass die Arbeitsbedingungen in der Lebensmittelproduktion fair sind und dass Mitarbeiter:innen gerecht entlohnt werden. Sie interessieren sich für soziale Standards entlang der gesamten Lieferkette, von der Produktion über den Transport bis hin zum Verkauf im Einzelhandel. Fairer Handel und Zertifizierungen wie das Fairtrade-Siegel können ein Indikator für soziale Nachhaltigkeit sein.
  3. Ein weiteres Kriterium, das für viele Verbraucher:innen eine Rolle spielt, ist die Regionalität von Lebensmitteln. Regionale Produkte werden oft als nachhaltiger angesehen, da sie kürzere Transportwege haben und somit weniger CO2-Emissionen verursachen. Zudem unterstützen sie die lokale Wirtschaft und tragen zur Stärkung der regionalen Landwirtschaft und des ländlichen Raums bei.
  4. Das Thema Tierwohl gewinnt ebenfalls an Bedeutung. Viele Verbraucher:innen legen Wert darauf, dass Tiere artgerecht gehalten und gefüttert werden, ohne den Einsatz von Antibiotika oder Hormonen. Labels wie das Bio-Siegel oder das Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes können auf artgerechte Tierhaltung hinweisen und als Entscheidungskriterium beim Einkauf dienen.
  5. Saisonalität von Lebensmitteln ist ebenfalls wichtig im Kontext von Nachhaltigkeit. Verbraucher:innen achten darauf, dass sie Obst und Gemüse kaufen, das gerade Saison hat und somit aus der Region stammt. Dadurch können lange Transportwege vermieden und die Umweltbelastung reduziert werden.

Wie können wir Nachhaltigkeit beim Lebensmitteleinkauf in Deutschland umsetzen?

Um Nachhaltigkeit beim Lebensmitteleinkauf in Deutschland umzusetzen, gibt es verschiedene Ansätze und Möglichkeiten. Im Folgenden werden einige Maßnahmen und Initiativen vorgestellt, die Verbraucher:innen unterstützen können, nachhaltigere Entscheidungen zu treffen:

1. Informierte Kaufentscheidungen:

Eine bewusste Informationsbeschaffung kann Verbraucher:innen helfen, nachhaltigere Kaufentscheidungen zu treffen. Durch das Lesen von Produktlabels, Zertifizierungen und Herstellerangaben können Verbraucherinnen mehr über die Nachhaltigkeit von Lebensmitteln erfahren. Labels wie das Bio-Siegel, das Fairtrade-Siegel, das Tierschutzlabel des Deutschen Tierschutzbundes oder das EU-Bio-Siegel geben Aufschluss über ökologische, soziale und tierische Kriterien. Auch Produktinformationen auf der Verpackung oder auf den Websites der Hersteller können hilfreich sein, um sich über nachhaltige Produktionsweisen, regionale Herkunft und Verpackungsmaterialien zu informieren. Es ist wichtig, sich bewusst mit den verschiedenen Labels und Zertifizierungen auseinanderzusetzen und deren Bedeutung zu verstehen, um fundierte Kaufentscheidungen treffen zu können.

2. Einkauf im Bio-Laden oder auf dem Wochenmarkt:

Der Einkauf im Bio-Laden oder auf dem Wochenmarkt kann eine gute Möglichkeit sein, nachhaltigere Lebensmittel zu erwerben. Bio-Läden bieten oft ein breites Sortiment an ökologisch zertifizierten Produkten an, die nach strengen Kriterien produziert werden. Auf Wochenmärkten wiederum können Verbraucher:innen oft direkt mit den Produzent:innen in Kontakt treten und Informationen über Anbauweisen, Herkunft und Nachhaltigkeitsmaßnahmen erhalten. Zudem sind viele Produkte auf dem Wochenmarkt regional und saisonal, was zu einer nachhaltigeren Einkaufspraxis beiträgt.

3. Unterstützung von regionalen Produkten:

Beim Lebensmitteleinkauf können Verbraucher:innen gezielt regionale Produkte auswählen. Diese haben oft kürzere Transportwege und unterstützen die lokale Landwirtschaft und Wirtschaft. Viele Supermärkte und Einzelhändler bieten mittlerweile auch regionale Produkte an und kennzeichnen diese entsprechend. Durch den bewussten Kauf von regionalen Lebensmitteln können Verbraucherinnen zur Stärkung der regionalen Wirtschaft und zur Reduzierung von CO2-Emissionen beitragen.

4. Vermeidung von Lebensmittelverschwendung:

Ein nachhaltiger Umgang mit Lebensmitteln bedeutet auch, Lebensmittelverschwendung zu vermeiden. Verbraucher:innen können beim Einkauf darauf achten, nur die Menge an Lebensmitteln zu kaufen, die sie tatsächlich benötigen, und Reste sinnvoll zu verwerten. Ein Meal-Prepping-Konzept, bei dem Mahlzeiten für mehrere Tage im Voraus geplant und vorbereitet werden, kann helfen, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Auch das Bewusstsein für das Mindesthaltbarkeitsdatum und das Verständnis für dessen Bedeutung können dazu beitragen, Lebensmittel länger zu verwenden und Verschwendung zu vermeiden.

5. Verzicht auf Plastikverpackungen:

Die Vermeidung von Plastikverpackungen ist ein weiterer Aspekt der Nachhaltigkeit beim Lebensmitteleinkauf. Verbraucher:innen können darauf achten, Produkte mit wenig oder keiner Plastikverpackung zu wählen. Obst und Gemüse können beispielsweise unverpackt oder in Mehrwegnetzen gekauft werden. Auch der Einsatz von wiederverwendbaren Einkaufstaschen aus Stoff oder anderen umweltfreundlichen Materialien kann dazu beitragen, Plastikmüll zu reduzieren.

6. Unterstützung von sozialen und fairen Produkten:

Nachhaltiger Lebensmitteleinkauf beinhaltet auch den sozialen Aspekt. Verbraucher:innen können darauf achten, Produkte zu kaufen, die sozial gerecht und fair produziert wurden. Fairtrade-Produkte tragen beispielsweise dazu bei, faire Arbeitsbedingungen und gerechte Entlohnung für Produzent:innen in Entwicklungsländern zu gewährleisten. Es ist wichtig, sich über die Herstellungsbedingungen und Arbeitsbedingungen in der Lebensmittelproduktion zu informieren und bewusste Entscheidungen zu treffen, um soziale Nachhaltigkeit zu fördern.

7. Reduzierung von tierischen Produkten:

Die Wahl von tierischen Produkten hat oft einen großen Einfluss auf die Nachhaltigkeit des Lebensmitteleinkaufs. Die Produktion von Fleisch, Milchprodukten und Eiern ist oft mit hohen Treibhausgasemissionen, Ressourcenverbrauch und Tierwohlproblemen verbunden. Verbraucher:innen können daher versuchen, ihren Konsum von tierischen Produkten zu reduzieren und stattdessen auf pflanzliche Alternativen auszuweichen. Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von pflanzlichen Produkten wie Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen, Getreide und Gemüse, die als nachhaltigere Alternativen zu tierischen Produkten gelten.

8. Sensibilisierung für Nachhaltigkeit

Ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit beim Lebensmitteleinkauf ist von großer Bedeutung. Es ist wichtig, sich über Umwelt- und Sozialfragen im Zusammenhang mit Lebensmitteln zu informieren und bewusste Entscheidungen zu treffen. Dies beinhaltet auch die Bereitschaft, seine Einkaufsgewohnheiten und Essverhalten zu überdenken und anzupassen, um nachhaltigere Praktiken zu fördern. Es kann hilfreich sein, sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, in der Gemeinschaft aktiv zu sein und Informationen von vertrauenswürdigen Quellen zu suchen, um das Bewusstsein für Nachhaltigkeit beim Lebensmitteleinkauf weiter zu fördern.

Was können wir tun?

Der Lebensmitteleinkauf hat einen erheblichen Einfluss auf die Nachhaltigkeit unserer Ernährung. Durch bewusste Entscheidungen beim Einkaufen können Verbraucher:innen einen positiven Beitrag zur Umwelt, zum Klimaschutz, zur sozialen Gerechtigkeit und zur Gesundheit leisten. Studien zeigen, dass ein Großteil der Verbraucher:innen in Deutschland bereits auf Nachhaltigkeitskriterien beim Einkaufen achtet. Es ist jedoch wichtig, das Bewusstsein und die Sensibilisierung für Nachhaltigkeit weiter zu fördern und aktiv Maßnahmen zu ergreifen, um nachhaltige Einkaufsgewohnheiten zu etablieren.

Indem Verbraucher:innen auf regionale, saisonale und biologische Produkte achten, tierische Produkte reduzieren, umweltfreundliche Verpackungen wählen, sozial gerechte Produkte unterstützen, Lebensmittelverschwendung vermeiden und sich an lokalen Initiativen beteiligen, können sie einen positiven Einfluss auf die Umwelt und die Gesellschaft haben. Es ist wichtig, dass Verbraucher:innen ihre Macht als Konsument:innen nutzen, um nachhaltigere Praktiken in der Lebensmittelindustrie zu fördern und zu einer nachhaltigen Zukunft beizutragen.

Auch die B2B App Loql unterstützt die Partnerschaften zwischen Abnehmer:innen und lokalen Produzent:innen.


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Quellen